Leszek Solarski – Don Pasquale Samstag, Jul 30 2016 

1., Was bedeutet es für mich, Belcanto-Partien zu singen…? Leszek_Portrait_SW

…. dass ich wieder Freude auf der Bühne habe.

2., Donizettis »Don Pasquale« finde ich…

… eine comedy show für 4 Personen. In welchem Publikum und Sänger gleich viel Spaß haben.

3., Wie würde ich meine Partie in »Don Pasquale« kurz charakterisieren?

I Love it! Viel zu singen, viel zu spielen und fast ganze Zeit auf der Bühne. Perfekte Partie zum Abnehmen 😉

4., Welche anderen Belcanto-Partien habe ich bereits gesungen bzw. welche singe ich aktuell?

Bisher keine.

5., Welche Belcanto-Partien werde bzw. möchte ich künftig unbedingt meinem Repertoire hinzufügen?

Donizetti, Pucini, Bellini sind wunderbar, aber ein Traum wäre die Partie des Wotan aus Wagner „Der Ring des Nibelungen“ zu singen.

Rodica Vica – Norina Freitag, Jul 29 2016 

1., Was bedeutet es für mich, Belcanto-Partien zu singen…? 

(c) Rodica Vica

(c) Rodica Vica

Aus Leidenschaft und grosse Interesse für den Belcantostil, um es besser zu verstehen und singen, entstand die Idee, meine Wissenschaftliche Doktorarbeit dem Barokstil zu widmen, die Quelle der „schöner Gesang“. So habe ich die weniger bekannten Grundkenntnisse der Phrasierung, Dosierung, Artikulation und Dynamik entdeckt und in meine Interpretation ausgeführt.

 2., Donizettis »Don Pasquale« finde ich…

My favorite belcanto opera!

3., Wie würde ich meine Partie in »Don Pasquale« kurz charakterisieren?

A complex palette of moods and reactions, spontaneous or premeditated, simply a joy to perform this role and to discover these states of mind on myself.

4., Welche anderen Belcanto-Partien habe ich bereits gesungen bzw. welche singe ich aktuell?

Rosina (Il Barbiere di Siviglia), Rita (Rita), Norina (Don Pasquale), Lucrezia Borgia (Lucrezia Borgia), Clorina (La Cenerentola), Adina (L’elisir d’amore)

5., Welche Belcanto-Partien werde bzw. möchte ich künftig unbedingt meinem Repertoire hinzufügen?

Lucia (Lucia di Lammermoor), Violetta Valery (La Traviata)

Mark Zimmermann – Dr. Malatesta Dienstag, Jul 26 2016 

(c) Mark Zimmermann

(c) Mark Zimmermann

1., Was bedeutet es für mich, Belcanto-Partien zu singen…? 

Es ist eine Freude, diesen unglaublich raffiniert platzierten phrasierungstechnischen Elementen zu folgen, mit welchen die Komponisten dieser Epoche sehr gezielt jeweils sowohl den Witz, als auch die Ernsthaftigkeit ausgedrückt haben. Im Fall Don Pasquale sind es vor allem sehr verspielte musikalische Herausforderungen. 

2., Donizettis »Don Pasquale« finde ich…

Ein Werk von einfachem, aber dennoch sehr ehrlichem Humor, an dessen Ende sich die Emotionen und Wandlungen fast schon ein wenig zu schnell überschlagen. Umso schwerer wird es werden, diese schnellen Emotionswechsel auch glaubhaft darzustellen.

3., Wie würde ich meine Partie in »Don Pasquale« kurz charakterisieren?

Im Großen und Ganzen eine Art Drahtzieher, der die Fäden in der Hand hält und seine Pläne gekonnt umsetzt. Ein wenig hin – und hergerissen zwischen seiner Freundschaft sowohl zu Don Pasquale, als auch zu Ernesto, wodurch Malatesta auf mich gegen Ende auch ein wenig inkonsequent wirkt. Schauen wir, was der Regisseur daraus machen wird…

4., Welche anderen Belcanto-Partien habe ich bereits gesungen bzw. welche singe ich aktuell?

Figaro in Rossinis Il barbiere di Siviglia

Dandini in Rossinis La Cenerentola

Belcore in Donizettis L’elisir d’amore

5., Welche Belcanto-Partien werde bzw. möchte ich künftig unbedingt meinem Repertoire hinzufügen?

Leider gibt es im Belcanto nicht allzu viele Partien für mein Stimmfach, aber ich würde mich wahnsinnig freuen, diese vier Partien, die alle jeweils auf ihre Art großartig und extrem vielseitig sind, in meinem Repertoire halten zu können!

Suche oder Sucht?! Montag, Jul 18 2016 

Es ist wieder Opernzeit und für mich heisst das, in eine Welt der Fantasie einzutauchen. IMG_7585

Als ich vor drei Jahren „Don Giovanni“ ausstatten durfte, habe ich mich so lange mit überdimensionalen Spielkarten beschäftigt, sie gestaltet, gezeichnet, gemalt. So lange, dass ich erst jetzt wieder Lust verspürt habe Karten zu spielen… Letztes Jahr, dank „L’Elisir d’amore“ und meinem Regisseur, hatte ich während der Ausstattung des Kirchstettener Schlosses und auch zuvor und danach, die Möglichkeit viele Elixiere zu kosten, was sich natürlich angeboten hat, weil sich Kirchstetten im Weinviertel befindet und sich eignet eben hervorragend für Verköstigungen dieser Art.

Dieses Jahr nun wollen wir „Don Pasquale“ in einem Kurort aufführen. Ich war nie in einem Kurort und fragte daher meine 94-jährige Tante um Hilfe. Sie frequentierte bis vor kurzem begeistert (deswegen ist sie noch so in Form) solche Orte und sie erzählte mir, dass man insbesondere kuren geht um sich zu amüsieren… nebst dem um zu „kuren“! Natürlich habe mich entschieden, selber eine Kurwoche auszuprobieren und bin mit meiner Schulkameradin an einen solchen Ort gereist. Und wie meine Tante empfohlen hat, kosteten wir vom ganzen Wasser-Schlamm-Fasten-Kurprogramm  –   und haben uns so prächtig amüsiert, so dass wir am Schluss noch eine Woche gebraucht hätten, um uns vom Kuren zu erholen… Dieses Vergnügen und solche Freude möchte ich in Schloss Kirchstetten, zwar ohne Schlamm, Wasser und Fasten, dafür aber mit viel Lachen hervorzaubern. Was versuchen meine Krankenschwestern mit ihrem blauen Kreuz zu lindern? Don Pasquales Suche, seine Sucht oder seine Sehnsucht?

Kommt zahlreich in unseren Kurort Schloss Kirchstetten im Weinviertel und ihr werdet es erfahren!

 

Gianpiera Bühlmann, Kostüme & Ausstattung

VORHANG AUF! LASST DIE SPIELE BEGINNEN ODER „SEID IHR ALLE IRRE…?!“ Donnerstag, Jun 30 2016 

Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrtes neues und/oder bereits auch treues Opernpublikum des KlassikFestivals Schloss Kirchstetten1511240_975726105797563_1236016212783048544_n

Nach dem erfolgreichen Auftakt des Kirchstettner Belcanto-Opernfestivals 2015 und der gelungenen und enthusiastisch aufgenommenen Eröffnung unseres Donizetti-Opernzyklus’ mit L’ elisir d’ amore dürfen wir Sie nun bei einem weiteren Donizetti-Evergreen Don Pasquale recht herzlich begrüßen!

Während wir letztes Jahr unser geschätztes Publikum auf eine Opernreise ins nördliche Weinviertel samt einem ordentlichen Schuss Lokalkolorit vorbereiten bzw. einladen durften, werden wir Ihnen dieses Jahr nun im Zuge unserer Don Pasquale-Aufführungsserie komplett andere Facetten anbieten… Warum das denn…?

Nun ja, ein Besuch im nördlichen Weinviertel eignet sich nicht nur bestens für zünftig-deftige und kulinarische Erlebnisse, sondern diese Region lädt einen auch sprichwörtlich zum Abschalten und Erholen ein… Wir wissen dies ja spätestens seit dem Besuch von Bertha von Suttner, die hier auf dem Anwesen ihrer Familie ebenfalls eine kurze und erholsame Zeit (Sommerfrische?) verbringen konnte.

Wie bzw. wo hat man denn früher seine Sommerfrische verbracht, wenn man aufs Land gefahren ist?

Nein, es gab noch keine modernen Spa-Einrichtungen, sondern man wollte sich oftmals nur einfach zurückziehen, echte und weniger echte Wehwehchen physischer bzw. psychischer Natur auskurieren oder ganz einfach unter „seinesgleichen Ruhe haben.“

Exakt! Man verbrachte  – ob gewollt oder ungewollt (?) – eine gewisse Zeit in einem abgelegenen (sagen wir mal so: idyllisch anmutenden…) SANATORIUM, um sich von den Strapazen [sic!] des ach so schweren Alltags zu erholen…

Weinviertel? Schloss Kirchstetten? Sanatorium? Aha…

Ja, verehrte Damen und Herren, wir dürfen Sie diesmal im herrlichen und einzigartigen Sanatorium Schloss Kirchstetten – im Besitz des ehrwürdigen (na ja…) Herrn Don Pasquale –begrüßen!

Sie werden während ihres Aufenthalts bei uns sicherlich tolle alte Bekannte wiedersehen und hoffentlich auch wiedererkennen können (?) – sei es nun unser weltweit bekannter und anerkannter ärztlicher Leiter, der Psychiater Dottore Malatesta, oder das einfühlsamste Pflegepersonal ever – angeführt vom stets dienst- und pflichtbewußten Kranken- und Altenpfleger Ernesto und seiner entzückenden Angebeteten, der Schwesternschülerin Norina.

Da wir aufgrund der intimen Nähe zwischen Bühne (pardon: Krankenzimmer!) und den Sitzreihen des Publikums (nein, ich korrigiere: Besucherzone!) während Ihres Besuch in unserer Kirchstettner Wolhlfühloase stets eng beinander sein werden und in puncto Mimik, Körpersprache bzw. nonverbale Kommunikation um teilweise sogar filmische Elemente und Klarheit bemüht sein werden, lassen sich vermutlich gewisse Assoziationen aus dem Genre Film wie beispielsweise solch grandiose Streifen wie „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975) oder „Zeit des Erwachens“ (1990) nicht vermeiden…

Aber all das ist selbstverständlich nur Fiktion!

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Freuen Sie sich lieber auf die Begegnung mit Don Pasquale, der sich übrigens – dank seines eigenen Sanatoriums – verdammt gut gehalten hat und seinen Angestellten oder besser gesagt Verwandten und Verwandten in spe!

Dank Maestro Donizetti und seinem Librettisten Giovanni Ruffini werden Sie nun im Sanatorium Schloss Kirchstetten eine gewiss alles andere als klinisch sterile Bühnenfassung dieses lebendigen, frechen und zeitlosen Belcanto-Juwels in internationaler Besetzung erleben.

Wir wünschen Ihnen Gute Unterhaltung und seien Sie uns nicht böse, wenn man Sie beim Einlass ggf. auch nach Ihrer Sozialversicherungsnummer und Zuweisungsdiagnose fragt… (Bitte vergessen Sie nicht, noch vor dem Betreten unseres Sanatoriums auch ihre regulär verordneten Medikamente einzunehmen! Vielen Dank für Ihr Verständnis und Ihre Mithilfe.)

Herzlichst

Ihr Sanatorium Schloss Kirchstetten-Team:

Csaba Némedi (Regisseur – Psychoanalytiker), Maestro Hooman Khalatbari (Dirigent – Musiktherapeut), Gianpiera Bühlmann ( Ausstattung – naja, eher Beschäftigungstherapeutin in der Kreativgruppe), Stephan Gartner (Intendant – Verwaltungsdirektor), Eva Drnek (Produktionsleitung – Patientenaufnahme- und Entlassungsmanagement), Etelka Polgár (Abendspielleitung – eigentlich Mädchen für alles bzw. DIE Oberschwester vom Dienst…)

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UNSER DON PASQUALE WIRD VORGESTELLT! Donnerstag, Mai 12 2016 

EINSPRINGER GESUCHT – EINSPRINGER GEFUNDEN ODER DER NORMALE ALLTAGSWAHNSINN EINES OPERNFESTIVALS…

UNSER DON PASQUALE WIRD VORGESTELLT!

 Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrtes Opernpublikum!

Das gesamte Team des KlassikFestivals Schloss Kirchstetten freut sich sehr, Ihnen nun endlich unseren neuen Don Pasquale-Sänger und großartigen Einspringer, den jungen, wandlungsfähigen und äußerst spielfreudigen polnischen Bassisten Leszek Solarski vorzustellen!

Leszek debütierte bereits 2013 in der Partie des Leporello in W.A. Mozarts »Don Giovanni« beim KlassikFestival Schloss Kirchstetten und verbuchte bei jener Aufführungsserie einen großen persönlichen Erfolg.

 

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Dass Leszek sich bereit erklärt hat, so kurzfristig für unsere Produktion einzuspringen, zeugt nicht nur von seiner Flexibilität, sondern auch von seiner uneingeschränkten Professionalität und Kollegialität, zumal sich der andere geschätzte Kirchstetten-erprobte junge Sänger, den wir ursprünglich als Don Pasquale besetzt hatten, bedauerlicherweise aufgrund von schwerwiegenden Umständen in seinem privaten Umfeld plötzlich und unvorhersehbar von unserer geplanten Produktion zurückziehen musste…

Nach dieser schwierigen, dennoch absolut nachvollziehbaren Absage des Sängers begann die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für die Titelrolle unserer Produktion…

Ein Unterfangen der ganz speziellen Sorte, da jeder, der mit Musiktheater im Allgemeinen zu tun hat weiß, dass Bässe seit Langem als Mangelware gelten und gute Bässe, die noch dazu die nötige Spielfreude, Wendigkeit und Aufgeschlossenheit mitbringen, geradezu als Rarität anzusehen sind… Umso mehr freut es uns, in Leszek nun einen Interpreten gefunden zu haben, der über die vorhin aufgezählten Attribute hinaus auch ein Höchstmaß an Kollegialität, Zuverlässigkeit und jede Menge Spielwitz bzw. Humor mitbringt.

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© Foto: Leszek Solarski // Dawid Kozlowski

 Freuen Sie sich mit uns zusammen auf das Kirchstettner Comeback eines beliebten jungen Künstlers, der ganz sicher auch zur Freude unseres geschätzten Publikums eine komplett neue und atypische Don Pasquale-Interpretation – fernab von jeglichen Rollenklischees, eingerosteten Traditionen und festgefahrenen Erwartungshaltungen – verkörpern und abliefern wird!

(Cs.N.)

 

WINTERZEIT, BELCANTO-DIVEN UND KLASSIK-DISCO (Teil 2) Mittwoch, Nov 4 2015 

Die 1994 entstandene Studioaufnahme der Plattenfirma RCA / Sony Music (Katalognummer: 88697856542) unter dem Dirigat von Roberto Abbado ist nicht nur die jüngste Einspielung in dieser Aufzählung, sondern sie verfügt über eine Besetzung, deren Mitwirkende teilweise auch heute noch zu den aktiven Bühnenstars der internationalen Opernszene zählen! Insbesondere die tiefen männlichen Partien wurden hier mit erstklassigen Kräften besetzt: So erlebt man den großartigen italienischen Bariton, Renato Bruson in der Titelpartie und den stets elegant klingenden und stilsicheren Thomas Allen als Dottore Malatesta. Der zum Zeitpunkt der Aufnahme noch sehr junge Tenor Frank Lopardo zählt zweifelsohne auch heute noch zu den gefragtesten Tenorsolisten der MET in Bezug auf das lyrische Fach. Ebenfalls eine damalige talentierte und junge »Opernnovizin« der Szene bekam die Möglichkeit, sich an der Seite dieser vornehmen Gesellschaft von Herren als Norina zu präsentieren – Eva Mei, die ab den frühen 90ern des vergangenen Jahrhunderts, in der berühmten Ära des Intendanten Alexander Pereira, neben Elena Mosuc, Isabell Rey und Malin Hartelius nicht nur zu den berühmtesten und weltweit gefragtesten Sopransolistinnen des Opernhauses Zürich gehörte, sondern parallel verlaufend auch eine beachtlichte internationale Karriere aufweisen konnte. Die ansonsten stets stilsichere und intensiv agierende Sängerin bietet als Norina zwar eine solide Leistung, jedoch ohne den primär soubrettig angelegten Rahmen des Charakters sprengen oder diesen neu definieren zu wollen und erreicht somit keineswegs jene Intensität, zu welcher sie sonst etwa bei Liveauftritten zumeist imstande gewesen ist…

 

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(c) RCA / Sony Music

 

Nicht nur Weltstars vom Format einer Anna Netrebko oder in der Vergangenheit einer Beverly Sills, Lucia Popp und zuletzt Eva Mei feierten große Erfolge als Norina, sondern auch junge und aufstrebende Künstlerinnen der Opernszene treten in dieser vielschichtigen, virtuosen und dankbaren Opernpartie in Erscheinung. Eine dieser jungen und erfolgreichen Sängerinnen ist die junge rumänische dramatische Koloratursopranistin, Rodica Vica, die beim KlassikFestival Schloss Kirchstetten bereits als Donna Anna (2014) sowie auch als Konzertsolistin (2015) schöne persönliche Erfolge feiern konnte. Auf dem beiliegenden Livemitschnitt aus Bukarest (konzertante Aufführung) ist sie an der Seite des jungen, berühmten rumänischen Rossini-Tenors, Bogdan Mihai zu erleben.

Gute Unterhaltung und kuschelige Opernabende auch bei Ihnen zu Hause, liebes (künftiges) Publikum des KlassikFestivals Schloss Kirchstetten! 🙂

(Cs.N.)

WINTERZEIT, BELCANTO-DIVEN UND KLASSIK-DISCO (Teil 1) Sonntag, Nov 1 2015 

Kaum haben wir nun die aktuelle Zeitumstellung auf Winterzeit samt obligatorischem und lästigem »Mini-Jetlag« hinter uns gebracht, wird es uns einmal mehr klar, dass die Tage wieder kürzer, während die Nächte wesentlich länger werden… Was wäre also ein angenehmerer und schönerer Zeitvertreib an diesen langen und dunklen Abenden, als dass man sich in der gemütlich-warmen Wohnung mal zurücklehnt und je nach Lust und Laune bei einer Tasse heißem Tee oder einem Glas Rotwein ein bißchen klassische Musik gönnt…(?)

Lassen Sie uns nun einen kurzen und zugegebenermaßen sehr subjektiven Blick auf die Besetzungen der absolut reichhaltigen und vielschichtigen Diskographie der allseits beliebten Donizetti-Buffa Don Pasquale werfen – allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn dies würde schlicht und einfach den Rahmen eines normalen Blogeintrags in vielerlei Hinsicht sprengen! Aus diesem Grund seien die folgenden Passagen weder als detaillierte Opernkritik, noch als klare Kaufempfehlungen zu verstehen. Es sind lediglich die subjektiven Eindrücke und privaten Hörerlebnisse des Opernregisseurs, der für das KlassikFestival Schloss Kirchstetten 2016 – nach L’elisir d’amore als Bestandteil des Kirchstettner »Donizetti-Zyklus« – nun auch Don Pasquale erarbeiten darf. (Die dankbaren und berühmten Gesangspartien dieser entzückenden Oper dürfen beinahe aus keiner einzigen Repertoireliste führender Opernstars fehlen – so dass es einen keineswegs wundert, dass selbst Weltstars wie beispielsweise Anna Netrebko noch vor nicht allzu langer Zeit – in der Partie der Norina – wie ein temperamentvoller Wirbelsturm voller Witz und Spielfreude über die große Bühne der New Yorker MET, in der Inszenierung des Regiealtmeisters Otto Schenk, fegte…)

Wenn man die von mir ausgesuchten Aufnahmen in chronologischer Reihenfolge unter die Lupe nehmen möchte, so wird diese Reihe, von einer Aufnahme der Firma EMI (Katalognummer: 7243 5 66030 2 8) unter dem Dirigat der zwar als besonders streng geltenden, jedoch erfolgreichen und Belcanto-erfahrenen US-amerikanischen Dirigentin, Sarah Caldwell angeführt. Caldwells Ensemble lässt sich wie eine Art »Who’s who in Opera« lesen! In der Partie der kapriziös, temperamentvoll und schelmischen Norina ist hier keine geringere als »America’s Operatic Sweetheart« Beverly Sills zu hören.

Beverly Sills fügte zwar die Partie der Norina erst recht spät (1978) ihrer Operndiskographie hinzu, also erst ein paar Jahre vor ihrem eigentlichen Rückzug von der Bühne, dennoch liefert sie hier eine Leistung, die man von ihr – als ausgewiesene und weltweit zurecht gefeierte Interpretin der großen Belcanto-Primadonnenpartien – zurecht erwarten kann bzw. konnte. Als Sills’ besonders große Stärken sind hier u.a. ihr Spielwitz, Temperament und Enthusiasmus zu bewundern. Eine charmante und reife Belcantoprimadonna, die es am Ende ihrer Karriere hörbar genossen hat, nach all den ganzen tragischen und »wahnsinnigen« Belcantoheldinnen, endlich einen dermaßen dankbaren und witzigen Charakter verkörpern zu können! Sills’ Partner in dieser temperamentvollen Einspielung sind Donald Gramm (Don Pasquale) – die Karriere des US-amerikanischen Bassbaritons beschränkte sich, trotz großer Erfolge u.a. an der MET, lediglich auf die USA. In der Partie des Dottore Malatesta erlebt man den damals blutjungen Alan Titus. Der junge Bariton wurde in seinen Anfängen von Beverly Sills besonders gefördert. Der hier noch recht hell und tenoral klingende junge Sänger, konnte später nicht nur mit einer weltweiten Karriere aufwarten, sondern er hat sich im späteren Verlauf sogar auch die großen (deutschen) Heldenbariton-Partien von R. Wagner und R. Strauss erarbeiten können und auch mit diesen große Erfolge feiern können. Einen echten Co-Star listet diese Aufnahme jedoch in der Partie des Ernesto, indem man Alfredo Kraus am Zenit seiner Karriere für diese Einspielung verpflichten konnte. Kraus als führender Belcanto-Spezialist seiner Generation liefert hier selbstverständlich eine perfekte Belcanto-Darbietung ab. Etwas mehr Temperament – angesichts des Energie- und Temperamentbündels namens Beverly Sills – hätte ihm aber sicherlich nicht geschadet…

 

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(c) EMI-CD

 

Gerade ein Jahr später (1979) nach der obigen EMI-Aufnahme entstand in den Studios des Bayerischen Rundfunks für die Plattenfirma BMG / RCA (Eurodisc / Katalognummer: 352 884) unter dem Dirigat von Heinz Wallberg die wohl unorthodoxeste Einspielung von Don Pasquale! Die hochkarätige Besetzung listet aber die größten und wichtigsten Opernstars der 1970 – 90er Jahre: allesamt Opernstars noch im schönsten, echten und unveränderten Sinne dieses mittlerweile leider oftmals devalvierten Prädikats, also fernab von jeglicher medialer PR-Hysterie und aggressivem Hype restlicher Plattenfirmen… Warum diese Operneinspielung unter den Belcanto-Opernaufnahmen eher als unorthodox anzusehen ist, erklärt sich anhand der Besetzung: Ewgenij Nesterenko (Don Pasquale) der weltweit gefeierte seriöse Bass galt während seiner Bühnenkarriere in erster Linie als einer der besten Interpreten div. Verdi-Basspartien, sowie auch des seriös-dramatischen slawischen Repertoires. Der vielseitige Bariton Bernd Weikl – hier als schelmische Luxusbesetzung des Dottore Malatesta zu hören – zählte während seiner aktiven Laufbahn insbesondere zu den gefragtesten Interpreten des deutschen Fachs sowohl auf der Bühne, als auch im Konzertsaal – etwa auf dem Gebiet des Lied- und Oratoriumgesangs. Mit Francisco Araiza erlebt man jedoch auch hier den führenden Belcanto-Tenor seiner Generation! Obwohl Araiza seine größten Erfolge als Rossini-Tenor gefeiert hat, lag ihm auch die Partie des Ernesto natürlich ganz hervorragend. Die größte Überraschung dieser Besetzung dürfte wohl Lucia Popp als Norina darstellen! Obwohl die viel zu früh verstorbene und äußerst beliebte Sängerin während ihrer gesamten Karriere stets genreübergreifend (Oper, Operette, Lied- und Oratorium bzw. sogar auch div. Filmrollen!) tätig war, entstand diese Aufnahme jedoch in einer Phase ihrer Karriere, in welcher sie sich bereits von den Bravourkoloratursopran- (Stichwort: Königin der Nacht) und den Koloratursoubretten-Partien (etwa Adele und Oscar) erfolgreich verabschiedet hatte und sich nach diesem ersten gelungenen Fachwechsel vorwiegend den großen lyrischen Partien W.A. Mozarts und R. Strauss’ gewidmet hatte. Lucia Popps rundere, wärmere und lyrisch fundierte Stimme blüht, funkelt und leuchtet in den Läufen der Norina regelrecht auf. Sie verzichtet zwar auf wahnwitzige Extrakadenzen und interpolierte Spitzentöne in stratosphärischer Lage, dennoch erlebt hier der Zuhörer eine vollwertige, kapriziös-temperamentvolle und v.a. eine sehr liebenswürdige Interpretation der Norina, welche erfrischend verspielt, frech, selbstbewußt und weiblich-sinnlich klingt – im Gegensatz zu den zahlreichen anderen zu leicht gewichtig, klebrig honigsüß und soubrettig klingenden Rollenvertreterinnen bzw. lieblosen Standardbesetzungen…

 

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(c) BMG / RCA Eurodisc