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(c) Peter Mohr

In der mehr als 15 Jahre währenden Geschichte des KlassikFestivals Schloss Kirchstetten hat man nun die Phase der obligatorischen Kinderkrankheiten hinter sich lassen können. Seit dem Beginn meiner engen Zusammenarbeit mit dem Kleinsten Opernhaus Österreichs, bekam ich als Opernregisseur Festivalsaison für Festivalsaison die Möglichkeit, herausragende, spannende und publikumswirksame Bühnenwerke der Musiktheaterliteratur unter der musikalischen Leitung von Maestro Hooman Khalatbari und viele Male in der stets stilvollen, ästhetischen und dramaturgisch durchdachten Ausstattung von Gianpiera Bühlmann zu erarbeiten.

KISK_Agentur1_Fledermaus_KláraNachdem ich als erste Herausforderung 2011 dieHeilige Kuh der österreichischen Operette, »Die Fledermaus« schlachten, pardon: in Szene setzen durfte, folgten u.a. zwei Werke des unsterblichen Mozart-da Ponte-Opernzyklus(»Le nozze di Figaro«und»Don Giovanni«), sowie als erstes tragisches Stück in meinem bisherigen Repertoire: G. Verdis, »Rigoletto«. 2015 soll nun aber den Wendepunkt in der Geschichte des KlassikFestivals Schloss Kirchstetten darstellen, da wir mit der Intendanz und der musikalischen Leitung zusammen den Opernschwerpunkt und das Repertoire schwerpunktmäßig umstrukturieren: Die sonnig-heitere, aber auch mitunter melancholisch wirkende Hügellandschaft des nördlichen Weinviertels bietet sich ja geradezu als perfekte Naturkulisse für G. Donizettis Dramma giocoso, »L’elisir d’amore« an! KISK_Agentur2_Nozze_Klara_Asha

Ein Paradestück des italienischen Belcanto, welches insbesondere in puncto Rollenverteilung [Anm. Stimmfächer] und Dramaturgie der einzelnen Charaktere, eigentlich noch die klassische Struktur, das obligatorische Muster und den Handlungsablauf einer genuinen Rossini’schen Opera buffa bedient, ohne jedoch ein zweitklassiges Imitat derer zu sein – ein Welterfolg seit seiner Uraufführung.

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(c) Peter Mohr

Unsere Ausstatterin Gianpiera Bühlmann und ich waren spätestens seit unserer gemeinsamen Rigoletto-Produktion im Schloss Kirchstetten stets darum bemüht, auch das Schloss als Ambiente und erweiterteten Schauplatz, sowie die natürlichen bzw. vorhandenen Ressourcen, die Umgebung und sogar alle Personen, die direkt oder indirekt mit der jeweiligen Produktion zu tun haben bzw. hatten, jeweils gemäß der aktuellen Dramaturgie und des Gesamtkonzepts in die Opernproduktion zu integrieren – diesbezüglich durfte nach dem Kirchstettner Motto »Oper auf Tuchfühlung« selbstverständlich auch das Publikum keine Ausnahme darstellen… Dieser Tendenz soll natürlich auch dieses Jahr der nötige Raum innerhalb des Regiekonzepts eingeräumt bzw. erweitert und fortgesetzt werden.

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(c) Peter Mohr

Die Verbindung zwischen dem Ländlich-Rustikalen, Bunten (Vielfalt!) und dem Unterhaltsamen – dieses Unterhaltsame im besten Sinne des Wortes, wovor man endlich auch am Theater keine Scheu (mehr)haben sollte [!]–sowie dem musikalisch Hochwertigen stehen freilich unumstritten im Mittelpunkt unserer Ideen, wenn wir im Sommer 2015 als Auftakt des Kirchstettner Belcantofestivals und dessen einleitenden Donizetti-Zyklus, G. Donizettis »Liebestrank« in italienischer Sprache und internationaler Besetzung unserem treuen und vielleicht auch neuen Publikum präsentieren werden.

Weitere Inspirationen in Bezug auf die Erstellung des szenischen Konzepts boten u.a. die gnadenlosen und nicht gerade ehrlichen Reality-Formate der privaten TV-Anstalten, in Bezug auf die Bewegung, Beeinflussung und Manipulation der Massen (Chor), sowie auch das berühmte und mehrere Generationen prägende ungarische Märchen von ÉvaFésűs, »Der Palatschinkenkönig« [ung. »A palacsintáskirály«], dessen rustikale, herb-lustige und hoffnungsvoll-positive Handlungeine Art mitteleuropäisches Sprechtheater- und TV-Pendant bzw. sogar eine späte Antwort auf das von Donizetti und dessen Librettisten FeliceRomani ursprünglich aufgegriffene Sujet darstellt. »Der Palatschinkenkönig« erinnert sogar bis zu einem gewissen Grad an das deutsche Volksmärchen »Die kluge Bauerntochter«, veröffentlicht u.a. in der Sammlung der Gebrüder Grimm und im 20. Jahrhundert etwa von Carl Orff unter dem Titel »Die Kluge« für das Musiktheater bearbeitet.Liebestrank_KISK_Suejetbild_2015

Unterhaltung, Spass, Heiterkeit und dennoch hohe bzw. anspruchsvollekünstlerische Qualität sollen die Prädikate eines qualitativ hochwertigen und zeitgemäßen Sommertheaters sein – Faktoren, die vermutlich auf den ersten Blick die Quadratur des Kreises darstellen mögen, dennoch wollen wir versuchen, unser Publikumgerne vom Gegenteil zu überzeugen!

(CsN)